Vitamine im Winter
So ziehst du dir deine kleinen grünen Vitaminbomben auf der Fensterbank
Zugegeben, momentan sieht es - auf essbares bezogen - im Garten noch wirklich mehr als überschaubar aus. Im Hochbeet ein paar Kräuter und im Gewächshaus etwas Spinat - das wars dann auch schon. Die Vitaminversorgung verlege ich also mal wieder kurzerhand auf die Küchenfensterbank - mit selbstgezogenen Sprossen geht das super schnell - von der Aussaat bis zur Ernte vergehen hier je nach Sorte nur 3-5 Tage. Welches Gartengemüse kann da schon mithalten?
Was sind Sprossen überhaupt?
Ganz einfach gesagt, sind Sprossen die jungen, nur wenige Tage alten Austriebe von Gemüse- oder Getreidepflanzen, welche Abgeerntet und verzehrt werden können sobald diese ca. 2-3cm lang sind. Die Anzucht der Sprossen kann ganz einfach auf der Fensterbank erfolgen und benötigt zum quellen und wachsen nichts außer regelmäßig frisches Wasser, angenehmes Raumklima und ein paar wenige Tage Zeit. Nicht einmal besondere Lichtverhältnisse sind hier notwendig. Easy oder?
Warum sind sie so gesund?
Die jungen Austriebe sind reich an Eiweiß, Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen. In den kleinen Keimlingen steckt quasi alles gebündelt, was später auch im ausgewachsenen Gemüse enthalten ist. Man sagt ihnen sogar nach, dass vom Körper so alles besser aufgenommen werden kann.
Welches Saatgut und Equipment benötige ich?
- Saatgut = Sprossen-Saatgut kann mittlerweile vor allem in den Wintermonaten in immer mehr Super- und Biomärkten gekauft werden. Grundsätzlich ist das eine feine Sache, jedoch nicht zwingend notwendig. In den Tütchen ist herkömmliches Saatgut, welches auch für die Anzucht im Hochbeet, Garten oder Gewächshaus verwendet wird. Der Vorteil davon ist jedoch definitiv die Menge der im Tütchen enthaltenen Samen. Während Samentütchen für die Gemüseanzucht oft nur 10-20 Samen enthalten, sind hier die Tütchen oft prall gefüllt - immerhin benötigst du ja auch für eine lohnende Ernte pro Aussaat auch ca 1-2 El voll Samen für deine Sprossen. Zudem ist es hier wichtig, nur einwandfreies Saatgut zu verwenden, es wird schließlich letztendlich alles mitgegessen. Deshalb achte ich bei der Auswahl meines Saatgutes auch immer auf Bioqualität.
- Ausrüstung= Hier hat man bei der Anzucht seiner Sprossen wirklich eine Vielzahl an Möglichkeiten. Ich persönlich verwende gerne ein Sprossenhaus. Durch das stapeln der Etagenbehälter ist es besonders Platzsparend und ich kann mehrere Sorten gleichzeitig oder auch Zeitversetzt ziehen ohne jede Sorte einzeln Wässern zu müssen. Zudem kann das komplette Haus auseinandergenommen und in der Spülmaschine gereinigt werden.
Was versteht man unter sogenannten ''Schleimbildnern''?
Einige Sprossensorten neigen dazu, zu verschleimen, sobald sie mit Wasser in Berührung kommen. Das macht die Anzucht im Sprossenglas und auch im Sprossenhaus meiner Meinung nach fast unmöglich. Durch das entstehenden Schleim, kann Wasser nicht mehr oder nur sehr bedingt abfließen und auch Schimmel bildet sich deutlich schneller. Diese Sorten lasse ich ganz einfach auf einem kleinen Teller mit einer Lage Küchenpapier keimen - so lassen diese sich besser verteilen und auch Luft kann besser zirkulieren.
Beispiele: Kresse, Senf, Rucola, Leinsamen
Sprossen immer roh verzehren?
Auch hier gibt es Ausnahmen. Hülsenfrüchte beispielsweise enthalten kleine Mengen an Blausäure. Um diese also besser bekömmlich zu machen, einfach vor dem Verzehr kurz blanchieren.
Auf was sollte bei der Anzucht besonders Wert gelegt werden?
- Sauberes Arbeiten und sauberes Equipment ist - wie auch bei der herkömmlichen Anzucht - wirklich sehr wichtig. Anderenfalls können die Keime in ihrer stets feuchten Umgebung schnell das schimmeln anfangen und die Ernte ist hinüber. Neben Schimmel ist auch ein unangenehmer Geruch ein sicheres Indiz dafür, dass irgendetwas nicht passt - im Zweifel lieber abbrechen und auf den Verzehr verzichten.
- Ebenso wichtig wie sauberes Arbeiten ist frisches, sauberes Wasser. Ich verwende lauwarmes Wasser direkt aus dem Wasserhahn. Ist dieses einmal durch den Sprossenturm gelaufen, wird es unten in der Auffangschale aufgefangen und ich verwende es zum gießen meiner Zimmerpflanzen. Das Wässern erledige ich 3-mal am Tag. Also morgens, mittags und abends.
- Auch das regelmäßige lüften ist wichtig, vorallem wenn Gefäße mit geschlossenen Deckeln, wie etwa der des Sprossenhauses verwendet wird.
Und wie geht das ganze jetzt genau?
- Um die Keimung zu beschleunigen, sollten die Samen am besten über Nacht in kaltem Wasser eingeweicht werden. Dazu etwa 1-2 El des Saatgutes in ein sauberes Einmachglas geben und dieses mit Wasser auffüllen.
- Am nächsten Tag sollte das Wasser abgegossen und die Saat nochmals gut durchgespült werden.
- Jetzt können diese ins Keimglas, den Sprossenturm etc. umziehen.
- Nun sollte 3-mal am Tag mit frischem, lauwarmem Wasser durchgespült werden.
- Nach 3-4 Tagen ist bei den meisten Sorten bereits ordentlich was zu sehen. Natürlich gibt es Sorten, die sind bereits nach 4 Tagen verzehrfertig, andere Wiederrum benötigen etwas länger.
- Erntebereit sind Sprossen sobald sie etwa 2-3 cm lang sind und Wurzeln vorhanden sind. Lässt man sie etwas länger stehen, werden sie etwas milder - nach wie vor jedoch das regelmäßige Wässern nicht vergessen.
Wie kann ich meine fertigen Sprossen am besten Lagern und wie lange?
Hier habe ich tatsächlich schlechte Nachrichten. Die fertigen Sprossen sollten am besten direkt nach dem Ernten gegessen werden, zur Lagerung sind sie meiner Meinung nach eher nicht geeignet. Ernte ich meine Sprossen beispielsweise morgens ab, weil ich den Platz im Sprossenhaus benötige etc., lege ich sie auf einem Teller mit etwas Küchenpapier aus und verarbeite sie spätestens 1-2 Stunden später. In Ausnahmefällen gebe ich sie in ein sauberes Behältnis und stelle sie in den Kühlschrank.
Meine liebsten Sorten und ihre Geschmäcker:
- Radiesschensprossen: würzig, leicht scharf
- Senfsprossen: würzig, leicht scharf
- Salatraukesprossen: nussig-pikant
- Linsensprossen: nussig
- Kichererbsensprossen: nussig
- RoteRübensprossen: leicht erdig, jedoch sehr angenehm mild